Myvatn / Namaskarð

Zu unserer großen Überraschung hat wohl über Nacht ein großes AIDA-Kreuzfahrtschiff im Hafen von Akureyri angelegt Foto. Wer hätte das gedacht, dass man hier hin eine Kreuzfahrt machen kann... Foto

Unser erstes Ziel ist heute das Mývatn-Gebiet, zu deutsch: Mückensee. Nach einer guten Stunde Fahrzeit landen wir dann auch an diesem See, der sich inmitten eines ehemaligen Lava-Feldes befindet. Leider ist das Wetter etwas durchwachsen, aber wir halten trotzdem mal an, um die malerische Landschaft Foto und die einzigartigen Lava-Brocken zu fotografieren Foto Foto.

Rund um den Mývatn ist immer noch geologische Aktivität zu beobachten, vor allem in Form von heißem Wasser Foto, was aus dem Boden strömt und auf vielfältige Weise genutzt wird: Zum Heizen, zur Stromerzeugung oder zum drin baden! Unmittelbar neben diesem ausgebauten Thermalbad Foto befindet sich ein großes Becken voller sprudelndem Wasser, mit dem Warnhinweis: Danger! 100° C. Uiii, wer da reinfällt, der ist bald gar ;) Foto

Kurz hinter dem Mývatn geht's rechts ins Namaskarð bzw. Namafjöll-Gebiet. Man erkennt schon von weitem, dass auch hier Unmengen an Dampf aus dem Boden strömen Foto. Sobald man die Autotür aufmacht, merkt man auch, um was für einen Dampf es sich handelt: Schwefel! Es stinkt einfach bestialisch, sowas hast du noch nicht gesehen. Berühmt ist dieses Gebiet allerdings für seine brodelnden Schlammlöcher Foto. Die sehen einfach wahnsinn aus Foto. Überall blubbert und brodelt es - ach ja, und es stinkt natürlich... Überhaupt sieht es aus wie auf einem anderen Planeten Foto. Schwefelablagerungen lassen die Erde an manchen Stellen gelblich erscheinen. Super-interessant sind auch einige Erdkegel, aus denen mit hohem Druck heißer Dampf geströmt kommt. Einfach unglaublich! Foto Foto

  Askja

Nachdem wir uns mit ein paar Lebensmitteln eingedeckt haben, fahren wir ein paar Kilometer östlich zum Abzweig der F88 in Richtung Askja. An der Abzweigung machen uns einige Schilder auf die Gefahren aufmerksam - z.B. dass die nächste Tankstelle erst in 268 km ist Foto. Unser Tank ist noch 3/4 voll - das muss reichen, glauben wir. Eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich später herausstellen sollte. Aber noch waren wir guter Dinge und fahren auf ins Abenteuer. Der Weg ist mehr oder weniger gut fahrbar und nach einige Kilometern kommt schon unsere erste richtige Flussdurchquerung Foto. Der Fluss sieht schon recht groß aus Foto, also schauen wir uns das ganze erstmal an und wagen dann langsam die Durchfahrt - geschafft! Puuh! Und weil es so einen Spaß macht, kommt ein paar Kilometer weiter die nächste. Klappt auch! Super! Jetzt erstmal Pause machen. Foto

Wir fahren mitten durch verschiedene Arten von Lava-Feldern, die einfach faszinierend aussehen Foto Foto Foto , vorbei am Herðubreið, den wir leider aufgrund des schlechten Wetters nicht sehen, nach Askja Dreki. Hier ist ein Campingplatz und - ahhh - Toiletten mit fließendem Wasser. Noch 8 km weiter kommen wir an einen Parkplatz, von wo aus ein Weg zum Öskjuvatn führt, einem riesigen und mit über 200m tiefsten Kratersee. Unmittelbar daneben befindet sich Viti, ein warmer Schwefelsee, in dem sogar manchmal Leute baden Foto. Heute aber nicht, denn das Wetter ist wirklich hundsmiserabel, was umso schlimmer ist, da der Weg zum Parkplatz rund 2,5 km lang ist. Aber wir lassen uns nicht von Wind und Wetter abhalten Foto und nach einer guten Stunde sind wir wieder zurück am Auto.

  Südroute F910 / Vatnajökull

Die einzige Straße, die vom Campingplatz Askja Dreki weiterführt, ist die F910. Schon nach wenigen Meter merken wir, dass der Weg hier noch schlechter ist, als alle anderen, die wir bisher gesehen haben. Nach ein paar Minuten kommen wir dann auf einen besser befahrbare Piste Foto, ehe es in ein Lavaasche-Feld geht Foto. Soweit das Auge reicht, nur Lavaasche. Und die ist tief, zeitweise drehen unsere Allrad-betriebenen Reifen durch. Oh mann! Wenn man hier stecken bleibt, möchte ich nicht wissen, wie man da wieder rauskommt. An eine Straße ist hier überhaupt nicht zu denken, die Richtung ergibt sich einzig aus gelben Pinnen, die im Abstand von 100m stehen, sowie den bereits vorhandenen Autospuren. Hoffentlich wird das bald besser...!!! Foto

Nach etwa 10 Kilometern (mit deutlich erhöhtem Benzinverbrauch) wird der Weg etwas besser fahrbar und die "Straße" teilt sich. Rechts geht der "normale" Weg, der eine Nordkurve macht, links führt ein Weg am Gletscher Vatnajökull entlang. Da auf unsere Straßenkarte dort ein "normaler" Weg eingezeichnet ist, machen wir uns nicht viele Gedanken und fahren dort entlang. Ein folgenschwerer Fehler. Foto

Ab dieser Stelle will ich über unsere Route gar nicht viel schreiben. Denn das, was wir da gemacht haben, hat nichts mit Urlaub zu tun, mit Erholung schon gar nicht und Abenteuerlust war das sicher auch nicht. Vielmehr war unsere Tour lebensgefährlich, und wir haben es einer Riesenportion Glück zu verdanken, dass im Nachhinein alles so glimpflich abgelaufen ist und weder Mensch noch Material dauerhaften Schaden genommen haben. Denn wer diese Strecke fährt, braucht vor allem folgendes:
- einen hochgelegten, allradbetriebenen Geländewagen mit Schnorchel und dicken geländegeeigneten Reifen
- einen vollen Tank plus Reservekanister
- ein Satelliten-Telefon (Handy-Empfang gibt es hier natürlich nicht)
- eine sehr aktuelle und genaue Karte (mindestens 1:300 000) und
- eine große Portion Mut, Abenteuerlust und den unbedingten Willen, diesen Weg durchzuziehen.
Da wir natürlich nichts von alledem hatten, geriet unsere eigentlich als schöne Durchfahrt gedachte Strecke zum Horrortrip. Wir müssen durch tiefe Flüsse und zig kilometerweit über Felsen, über die kein normaler Mensch fahren würde. Nachwievor gibt es keine Straße, sondern nur gelbe Pinne, die im Abstand von 100 Metern (mal mehr, mal weniger) die Strecke markieren. Irgendwann kommt die Ungewissheit, ob wir überhaupt noch auf der richtigen Strecke sind, oder wir uns vielleicht irgendwie verfranst haben. Zudem verbraucht das Auto auch unendlich viel Benzin bei dieser Berg- und Talfahrt. Zum Glück finden wir nach ca. 3 Stunden die Hütte Kistufell, wo einige Wanderer uns bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Oh mann. Oft müssen wir anhalten, aussteigen, gelbe Pinne suchen, den für das Auto am besten geeigneten Weg ausfindig machen, ggf. Steine aus dem Weg räumen. Das schlaucht ganz schön, denn mit so einer Strecke haben wir überhaupt nicht gerechnet. Vor allem können wir nicht abschätzen, wie lange das noch geht, denn soweit das Auge reicht, nichts als Felsen. Foto

Da es so langsam dunkel wird, entscheiden wir gegen halb 11, für heute Feierabend zu machen und hier im Auto zu übernachten. Die Außentemperatur beträgt knapp über 0 Grad, dazu feiner Nieselregen. Keiner von uns kann ein Auge zumachen. Hoffentlich kommen wir hier bald raus... Foto

im Auto, irgendwo hier