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Das Hotel hier in Reykjavik ist das mit Abstand teuerste
und - das kann ich vorwegnehmen - das mit Abstand schlechteste. Das
Leitungswasser hat einen penetranten Schwefelgeruch, ebenso aus der
Dusche. Baahh! Wenigstens das Frühstück ist ganz
okay. Egal, wir sind nur eine Nacht hier und checken heute wieder aus.
Unser 3l-V6-200-PS-Monster bringt uns zunächst
nach Þingvellir, der früheren Hauptstadt Islands.
Hier tagte das älteste Parlament der Welt, gennant Althing,
zum ersten Mal im Jahre 980. Von dieser historischen Bedeutung ist
heute allerdings nicht viel übrig geblieben . Vielmehr
interessiert uns, dass hier die Erdkruste an manchen Stellen
aufgebrochen ist
.
Island liegt genau auf der Schnittstelle zwischen der Eurasischen und
der Nordamerikanischen Platte, daher findet hier besonders viel
geologische Aktivität statt. Manchmal sind Spalten
aufgebrochen, die nur wenige Zentimeter breit, aber offensichtlich
viele Meter tief sind . Stark!
Nächstes Ziel ist der Strokkur-Geysir. Auf dem
Weg dorthin fällt uns - wie auch schon vorher - auf, dass hier
unendlich viele Schafe rechts und links von der Fahrbahn grasen.
Anscheinend kümmert sich niemand um die Schafe, die zum Teil
an den unmöglichsten Stellen rumlaufen und manchmal auch ohne
Vorwarnung mitten auf die Straße laufen. 
Schon aus einiger Entfernung können wir den
Ausbruch des Geysirs orten - super! Wir stellen uns auf den Parkplatz
am Visitor Center und marschieren dann zum Strokkur-Geysir. Auf dem
Fußweg macht sich schon die vulkanische Aktivität
bemerkbar; überall dampft und brodelt es aus dem Boden . Eine Stelle sieht
aus wie ein überdimensionaler Kochtopf - wirklich einmalig.
Dann - nach gespanntem Warten - passiert es: Der
Geysir bricht wieder aus - Weltklasse! Dieses Schauspiel schauen wir
uns bestimmt 6-7 Mal an, das ist einfach der Hammer. Super finde ich
vor allem die Szene, kurz bevor der Geysir ausbricht. Dann kommt so
eine Art Blase aus der Öffnung, und dann schießt das
Wasser ca. 25 Meter in die Höhe. Ein paar Meter weiter ist
eine heiße Quelle namens Blesi ! Sieht einfach super
aus, und das Wasser ist kochend heiß. Unmittelbar daneben ist
ein tiefblaues Wasserloch, allerdings ist das Wasser hier kaum lauwarm . Einfach irre! Wir
können uns wie gesagt nicht sattsehen daran, aber irgendwann
müssen wir uns von diesem einzigartigen Naturschauspiel
trennen.
Weiter geht's zum Gullfoss, einem sehenswerten
Wasserfall. Fast fährt man dran vorbei, ein kleines Schild
weist einen dann aber doch auf den Gullfoss hin. Vom Visitor Center
muss man aber noch ein Stückchen laufen, besser, man
fährt an vorherigen Kreuzung rechts ab , dann landet man
fast direkt am Fall. Klasse! Das Wasser
stürzt in zwei Stufen eine Erdspalte hinunter und dank der nicht
vorhandenen Sicherheitsbestimmungen kommt man auch unmittelbar an den
Wasserfall dran .
Schön! Das hat sich gelohnt!
Weiter geht's mit unserer ersten etwas abenteuerlichen
Fahrt nach Akureyri im Norden. Kurz nach dem Gullfoss ist die
Straße nicht mehr asphaltiert, sondern besteht aus
festgefahrenem Schotter . Dazu kommt, dass
der Untergrund aus Querrillen besteht, die das Fahren zu einer Tortur
für Mensch und Maschine machen . Die F37, auch als
Kjölur-Route bekannt, führt quer durch das
Landesinnere, zwischen den Gletschern Langjökull und
Hofsjökull durch. Wer möchte, kann einen kurzen
Abstecher nach Hveravellir, wo ebenfalls heiße Quellen auf
einen warten. Wir sparen uns das heute mal und fahren weiter gen
Norden. Man bekommt einen guten Eindruck von der Landschaft - etwas
öde, voller Steine und wirklich nix los hier . Damit das nicht
allzu langweilig wird, kommt plötzlich eine geführte
Herde Islandponys über die Straße gelaufen
.
Glücklicherweise kann man relativ schnell
über die Piste heizen, und nach ein paar Stunden
nähern wir uns wieder der Zivilisation, und die Landschaft
wird etwas grüner... In Akureyri
angekommen, suchen wir zunächst unser Hotel
Norðurland auf . Die Dame an der
Rezeption kann jedoch unsere Reservierung nicht finden. Nanu?! Wir
haben doch gebucht, oder etwa nicht?! Nach einer Minute aber die
Erleichterung: Die Hotelkette hat sich die Freiheit genommen, uns in
ein 4-Sterne-Hotel upzugraden. Gebucht (und bezahlt) haben wir nur ein
2-Sterne-Hotel. Na, das ist ja mal eine gute Nachricht! Unser neues
Domizil ist das Hotel
Kea ,
das unmittelbar unterhalb der Kirche liegt .
Akureyri ist eine ganz nette Stadt, sauber und
aufgeräumt , ein paar
schöne Häuser und direkt an einem
Fjord gelegen .
Gefällt mir eigentlich noch besser als Reykjavik... Auf der
Suche nach einem geeigneten Restaurant fallen uns wieder mal die
horrenden Preise auf. Ich frage mich wirklich, wieviel so ein
Durchschnittsisländer verdienen muss. Wir jedenfalls
können da nicht mithalten und verzehren unsere letzten
Vorräte an Erdnüssen und Bier. So, das muss bis
morgen früh reichen!
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